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Erste Ergebnisse einer Studie zur Mediennutzung von Menschen mit Behinderung präsentiert

Der ungehinderte Zugang zu Medienangeboten spielt eine wichtige Rolle für die gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Wie Menschen mit Behinderungen Medien nutzen und wo die größten Zugangsbarrieren bestehen, war Gegenstand der Studie „Mediennutzung von Menschen mit Behinderungen (MMB16)“, die am Mittwoch auf den Münchener Medientagen vorgestellt wurde. Die Datenlage dazu war bisher sehr dürftig. Die Studie der Fakultät für Rehabilitationswissenschaften der TU Dortmund und des Hans-Bredow-Instituts Hamburg leistet einen ersten Beitrag dazu, die Datenlücke zu schließen. Gefördert wurde sie von den Medienanstalten (DLM) und der Aktion Mensch.

Die MMB16-Studie beinhaltet die bisher aufwändigste bundesweite Stichprobe zur Mediennutzung von Menschen mit Beeinträchtigungen. 610 Menschen wurden in persönlichen Interviews vom Meinungsforschungsinstitut IPSOS befragt, vorbereitet wurde die quantitative Studie durch Expert_innen-Interviews mit Wissenschaftler_innen mit und ohne Behinderungserfahrung. Gruppendiskussionen zu Barrieren und der Qualität von barrierefreien Angeboten im Fernsehen rundeten die Untersuchung ab.

Prof. Ingo Bosse zu der Besonderheit der Studie: „Sie ist die erste Studie, die Einseitigkeiten durch die Befragungsmethode und den Ausschluss von Teilnehmergruppen vermeidet, z.B. von Teilnehmer_innen, die nicht in Privathaushalten leben oder über Gebärdensprache kommunizieren. Die Studie bildet erstmals auf bundesweiter Ebene die Mediennutzung von Menschen mit Behinderungen ab und erlaubt die fokussierte Betrachtung der relevanten Teilgruppen.“

Untersucht wurden vier Teilgruppen, die je nach Beeinträchtigung unterschiedliche Voraussetzungen, Barrieren und Bedarfe haben: Menschen mit Sehbeeinträchtigungen, mit Hörbeeinträchtigungen, mit Lernschwierigkeiten sowie mit körperlichen und motorischen Beeinträchtigungen.

 

Im Mittelpunkt der Präsentation bei den Münchner Medientagen stand das Fernsehen. Es ist das meistgenutzte Medium der Befragten. Der Stand der Barrierefreiheit im deutschen Fernsehen wird kritisch beurteilt, die Art der Barrieren unterscheidet sich nach Art der Behinderung. Mangelnde Tonqualität, geringe Sprachverständlichkeit und Schwierigkeiten bei der Gerätebedienung treten jedoch in allen Gruppen als Barrieren auf. Auch die Auffindbarkeit barrierefreier Angebote ist von immenser Bedeutung. Das lineare Programmfernsehen ist der Ort, in dem gleichberechtigte Teilhabe gewünscht wird. Barrierefreie Angebote nur in Mediatheken anzubieten, reicht nicht aus.

Für die Nutzung des Internets lassen sich erhebliche Unterschiede zwischen den Teilgruppen konstatieren. Es wird von einigen Gruppen mit Beeinträchtigungen weniger genutzt als in der Gesamtbevölkerung. Besonders große Differenzen wurden für Menschen mit Lernschwierigkeiten festgestellt. Sie sind am ehesten von Exklusion bei digitalen Medien betroffen oder bedroht. Lebensbedingungen, ob die befragten in Einrichtungen der Behindertenhilfe leben oder in Privathaushalten,  und Lesefähigkeit (die sich gegenseitig bedingen) sind Faktoren, die die Mediennutzung moderieren. Am häufigsten wird das Internet von der Befragten der Teilgruppe mit Hörbeeinträchtigungen genutzt.

 

Weitere Informationen:

Zusammenfassung der Studie (PDF)

Blog der Bayrischen Landeszentrale für neue Medien (blm), Interview mit Ingo Bosse